Bald eine Luxusuhr made in Hong Kong»
Der Hongkonger Uhrwerkproduzent Peace Mark wächst mit Traditionsmarken in China - Standortvorteile
Von Ernst Herb
Hongkong
Mitte September ist der an der Hongkonger Börse kotierte Uhrenkonzern Peace Mark, dem die Bieler Luxusmarke Milus gehört, durch den Kauf der Schweizer SMT Holding weltweit zum drittgrössten Produzenten in der Uhrenbranche aufgestiegen. «Ein Wolf ist in das Hühnerhaus der Schweizer Uhrenindustrie eingedrungen», zitierte damals die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» einen Konkurrenten aus dem Kanton Neuchatel. Der CEO von Peace Mark, Tommy Leung Yung, sieht das allerdings nicht so. Mit der Übernahme der STM Holding, zu der der Quarzwerkhersteller Swissebauches in China sowie die schweizerischen Hersteller mechanischer Werke Soprod und SFT gehören, sei das langfristige Überleben dieser Unternehmen gesichert worden, erklärt er im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft».
SMT, die in der Schweiz rund 200 und in China weitere 1400 Personen beschäftigt, werde in der Schweiz keine Arbeitsplätze abbauen und vor allem nicht ihre Schweizer Identität ablegen. «In der Uhrenindustrie sind Gefühle wichtig, denn nur so kann unterschiedlichen Bedürfnissen der Kunden Rechnung getragen werden», sagt Leung. Dass Peace Mark ihren Töchtern grosse Freiheiten lasse, beweise der Bieler Luxusuhrenhersteller Milus, der seine Autonomie behalten konnte.
Potenzial voll ausschöpfen
Dank einer kräftigen Finanzspritze können SMT und ihre Töchter in Zukunft ihr Potenzial voll ausschöpfen, ist Leung überzeugt. Peace Mark wiederum, die ihr Hauptquartier in Hongkong hat und weltweit mehr als 10 000 Angestellte beschäftigt, sichere sich mit der Übernahme eine stabile Versorgung mit qualitativ hochstehenden Uhrwerken - und das zu wettbewerbsfähigen Preisen. Leung meint, dass sein Unternehmen auch in den nächsten Jahren offen für Übernahmen oder strategische Partnerschaften sein werde. Im Juli hat Peace Mark vom chinesischen Staat 51% des grössten chinesischen Produzenten mechanischer Uhrwerke übernommen.
Zusammen mit dem Verwaltungsratspräsidenten der Gruppe, Patrick Chau Cham Wong, hält Leung 39% der Aktien Peace Mark. Dem Duo gehört auch die Finanzgesellschaft A-1 Business, die SMT übernommen hat und auf deren Kauf Peace Mark eine unbefristet laufende und vertraglich abgesicherte Option hält. Diese Konstruktion wurde gewählt, um den Aktienkurs von Peace Mark nicht zu belasten. In den vergangenen 52 Wochen sind die Titel mehr als 120% gestiegen. Sobald SMT saniert sei, soll sie juristisch voll in die Gruppe eingegliedert werden.
Mit der Übernahme der Schweizer Gruppe hat das Hongkonger Unternehmen, dessen Börsenwert 12,6 Mrd. HK-$ (1,6 Mrd. $) beträgt, die Strategie bestätigt, nicht nur ein vertikal integrierter Uhrenkonzern zu sein, sondern vor allem auch die Stellung im höheren Qualitätssegment auszubauen. Peace Mark, die unter diesem Namen keine eigenen Uhren vertreibt, ist vom Design über die Produktion bis zum Marketing und Verkauf von Uhren in der gesamten Wertschöpfungskette aktiv.
Erfolgreiche Strategie
Das nicht nur in Eigenregie, sondern auch für Kunden. Ausländischen Unternehmen, die auf dem vielversprechenden, aber schwierigen chinesischen Wachstumsmarkt nicht allein aktiv sein wollen, bietet Peace Mark eine Partnerschaft an, sei es in Design, Produktion oder Verkauf. In China betreibt die Gesellschaft unter anderem in einem Joint Venture mit Tourneau, der grössten US-Luxusuhrenkette, 75 Läden, in denen neben der Eigenmarke Milus auch so klangvolle Namen wie Rolex, IWC, Piaget und Cartier verkauft werden. Für das mittlere Preissegment besitzt Peace Mark in China, Hongkong und Taiwan unter dem Namen Time Zone mittlerweile 930 Läden. In Nord- und Südamerika wiederum betreibt diese Tochter 25 000 Verkaufsstellen, in denen die eigene Modemarke Aero Star oder die in Lizenz hergestellte italienische Marke Fiorucci angeboten werden.
Die von Peace Mark eingeschlagene Strategie ist erfolgreich, konnte das Unternehmen doch den Umsatz im vergangenen Finanzjahr um 35,6% auf 3 Mrd. HK-$ erhöhen. Im chinesischen Markt, der mehr als 50% zum Umsatz beisteuert, nahmen die Verkäufe 143% zu. Der operative Gewinn stieg 45% auf 456 Mio. HK-$. Besonders stark angezogen hat im Vorjahr mit +1587% das Geschäft im obersten Preissegment, das nun für 14,3% des Gruppenabsatzes verantwortlich ist.
Für Leung, der auch Präsident des 660 Mitglieder zählenden Verbands Hongkonger Uhrenproduzenten ist, zeigt dieser Trend, dass Hongkong sich im harten Wettbewerb der Uhrmacher und -händler behaupten kann. Denn anders als noch in den Sechziger- und Siebzigerjahren, als das Herkunftssiegel «Made in Hong Kong» gleichsam für Massenware stand, setzt die chinesische Sonderverwaltungszone heute auf Qualität. Nur so kann Hongkong neben China und seinem weit tieferen Lohnniveau bestehen. Längst sind die auf Billigwaren spezialisierten Arbeitsplätze - auch im Bereich Uhren - in die Volksrepublik abgewandert. Auf dem Festland besitzt Peace Mark sieben Produktionswerke, in denen ein Grossteil des Personals beschäftigt ist. In Hongkong selbst werden auch noch Uhren gemacht, aber nur deshalb, weil es dem Unternehmen gelungen ist, die Wertschöpfungskette hinaufzusteigen.
Weg vom Billigimage
Der Produktionsstandort Hongkong bietet derzeit den Uhrenproduzenten allerdings gute Bedingungen. Denn obwohl die ehemalige britische Kronkolonie bis 2047 wirtschaftlich von China autonom bleibt, können Waren, die in der Handelsmetropole hergestellt werden, seit drei Jahren zollfrei nach China eingeführt werden. Peace Mark baut daher in Hongkong mittlerweile an zwei Produktionslinien Zeitmesser des mittleren Preissegments zusammen.
Leung sieht darin nur den Anfang eines lange andauernden Trends. Es werde Hongkong in Zukunft gelingen, sich als Herkunftsort von Qualitätsuhren zu profilieren. Er schliesst denn auch nicht aus, dass in einigen Jahren Luxusuhren unter dem Namen Peace Mark und versehen mit dem stolzen Siegel «Made in Hong Kong» erfolgreich auf dem Weltmarkt verkauft werden. Leung wertet dies aber nicht als Konkurrenz zur Schweiz, sondern in einem - gerade dank dem Wirtschaftsboom in Asien - weltweit wachsenden Luxusgütermarkt als eine Ergänzung zu den traditionellen Uhrennationen.
Friday, October 12, 2007
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