Monday, August 15, 2011

swiss business association on chf strength/ cut salaries

«Alle sindgefordert» Valentin Vogt Präsident Arbeitgeberverband
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▪ Herr Vogt, die Hausse des Frankens nimmt kein Ende, die Exportwirtschaft leidet unter der Aufwertung. Droht nun die grosse Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland?
Nein, das sehe ich nicht als die geeignete Antwort auf die Frankenstärke. Es ist wichtig, dass eine Volkswirtschaft über eine ausgewogene Struktur verfügt, also eine Mischung des Industrie- und Dienstleistungssektors. Die vergangene Krise hat gezeigt, dass einseitig ausgerichtete Länder wie zum Beispiel Irland am verwundbarsten sind.
▪ Mit dem aktuellen Frankenkurs ist doch der Werkplatz Schweiz in Gefahr!
Nein, das sehe nicht so. Seit Jahrzehnten tendiert der Franken aufwärts und trotzdem hat der Produktionsstandort Schweiz weiterexistiert. Doch die jüngste Aufwertung ist derart rasch vorangeschritten, dass den Unternehmen keine Zeit blieb, sich den neuen Bedingungen anzupassen.
▪ Was können die Exportunternehmen tun, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Alle sind nun gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Je nach Unternehmen sind unterschiedliche Massnahmen gefragt. Die Erhöhung der Arbeitszeit beispielsweise ist eine davon. Allerdings ist sie nur dort sinnvoll, wo die Auftragsbücher voll sind. Eine weitere Möglichkeit, Kosten zu sparen, ergibt sich im Einkauf. Wir bezahlen heute noch deutlich mehr für ausländische Produkte als unsere Konkurrenten, nur weil wir als Hochpreisinsel gelten. Da muss vermehrt Druck auf die Importeure und Hersteller gemacht werden.
▪ Reicht das aus, um die Mehrkostender Frankenhausse zu kompensieren?
Das hängt vom Unternehmen ab. Es gibt viele, die dank Innovation und Technologievorsprung weltweit eine Spitzenposition einnehmen und daher eher in der Lage sind, den steigenden Franken mindestens teilweise an ihre Kunden weiterzugeben. Es ist von Vorteil, wenn Unternehmen über ein finanzielles Polster verfügen, um in aller Ruhe die nächsten Schritte zu überlegen und nicht kurzfristig Schnellschüsse machen zu müssen, die langfristig das Potenzial haben, grossen Schaden anzurichten.
▪ Wie kann die Politik helfen?
Die Politik soll dort eingreifen, wo sie die Rahmenbedingungen verbessern kann, beispielsweise durch ein Freihandelsabkommen mit Indien und China. Immerhin werden pro Jahr 9 Mrd. Fr. nach China exportiert, Tendenz steigend.
▪ Der Ruf wird immer lauter, die Schweizerische Nationalbank müsse endlich etwas tun. Selbst Wirtschaftsvertreter fordern das zunehmend.
Die Nationalbank soll sich aus meiner Sicht auf ihre Kernaufgabe die Erhaltung der Preisstabilität beschränken. Würde sie erneut ins Währungsgefüge eingreifen, wäre das gewiss für einige Unternehmen kurzfristig eine Erleichterung. Doch für das langfristige Wohl der Schweizer Volkswirtschaft wären Interventionen der Schweizerischen Nationalbank kontraproduktiv. Die Nationalbank wird abwägen müssen, und tut das auch sicher, zwischen dem volkswirtschaftlichen Schaden, den der rasante Zerfall des Euros und des Dollars für die Schweiz bringt und den langfristigen Folgen einer Intervention am Währungsmarkt.
Interview: Corina Drack

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